Vulnerabilität und Integrität
Die moralische Relevanz der Vulnerabilität für die Moral wird seit einigen Jahren intensiv diskutiert, insbesondere mit Blick auf die Verletzlichkeit des Menschen. Ein besseres Verstehen der menschlichen Vulnerabilität scheint eine mögliche Grundlage für ein fundierteres Verständnis von Moralität darzustellen, insbesondere mit Blick auf die Begründung von moralischen Fürsorgepflichten. Darüber hinaus kann das Konzept der Vulnerabilität zu einem vertieften Verständnis der moralischen Begriffe von Autonomie und Gerechtigkeit beitragen.
Der Begriff der Vulnerabilität bezieht sich auf die Möglichkeit oder das Risiko, verwundet zu werden (von lat. vulnus für Wunde). Somit setzt das Konzept das Bestehen von etwas unversehrtes, einer Integrität (von lat. integer für unversehrt, unverletzt) voraus, die verwundet oder geschädigt werden kann. Das verweist auf eine enge Beziehung der Konzepte von Vulnerabilität und Integrität. Die moralische Relevanz dieses Verhältnisses bleibt aber bisher weitgehend ungeklärt.
Während das Konzept der Vulnerabilität bereits intensiv diskutiert wird, gibt es weit weniger ethische Diskussionen über das Konzept der Integrität. Daher schlägt diese Konferenz vor, die moralische Relevanz von Vulnerabilität durch ein besseres Verständnis des Integritätsbegriffs zu klären und andersherum, sich der ethischen Diskussion des Integritätsbegriffs über das Vulnerabilitätskonzept zu nähern. Das Thema kann auf grundlegend konzeptioneller und normativer Ebene diskutiert werden, oder auch mit Blick auf verschiedene Bereiche der angewandten Ethik, da Fragen nach Vulnerabilität und Integrität aktuell bereits Gegenstand der Medizinethik, Pflegeethik, politischen Ethik und ökologischen Ethik sind.
Als Keynotespeaker konnten gewonnen werden:
Prof. Dr. Hille Haker, Richard A. McCormick, S.J., Chair of Catholic Moral Theology, Loyola University, Chicago, USA
James F. Keenan, S.J. Canisius Professor, Theology Department, Boston College, USA
Prof. Dr. Mark Schweda, Professor für Ethik in der Medizin an der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department für Versorgungsforschung, Carl-von-
Ossietzky-Universität Oldenburg, Deutschland
Prof. Dr. Svenja Goltermann, Professorin für Geschichte der Neuzeit am Historischen Seminar der Universität Zürich, Schweiz
Prof. Dr. Margit Shildrick, Guest Professor in Gender and Knowledge Production, Stockholm Universität, Schweden
Für Studierende, Doktorand:innen und PostDocs gibt es einen einführenden Pre-Workshop: www.societasethica.info/2022-preconference-workshop
Weitere Informationen: www.societasethica.info/2022-annual-conference-1
Anmeldung möglich: www.societasethica.info/2022-anmeldung