Zeit: 22. September 2022, 9:30 Uhr bis 16:00 Uhr
Ort: Paderborn, Haus Maria Immaculata
Inhalte
Die Autonomie der Patient*innen ist in den letzten Jahrzehnten immer mehr in den Blick der Medizinethik gerückt. Das paternalistische Modell der Arzt-Patienten-Beziehung gerät in die Kritik. Ärzt*innen und Patient*innen brauchen neue Formen der Kommunikation, wenn komplexe Entscheidungen zur weiteren Behandlung zu treffen sind. Eine solche neue Form stellt das Konzept des „Shared Decision Makings“ dar (ins Deutsche übertragen „Gemeinsame Entscheidungsfindung“).
Grundlage dieses Modells ist eine partnerschaftliche Arzt- Patienten-Kommunikation, in der Entscheidungen auf Augenhöhe getroffen werden. Das ist aus mindestens zwei Gründen notwendig:
1. Patient*innen haben heute (digital) Zugang zu medizinischen Informationen, die ihre Haltung zur Behandlung beeinflussen. Evidenzbasierte Information im Arzt-Patient- Gespräch braucht eine gute Form.
2. Medizinische Therapieentscheidungen sind oft von persönlichen Werten und individuellen Bedürfnissen abhängig. Eine stimmige Entscheidung wirkt positiv auf die Zusammenarbeit in der weiteren Behandlung. Deshalb brauchen Werte und Bedürfnisse einen angemessenen Platz im Therapiegespräch. Shared Decision Making ist eine kompakte Gesprächspraktik, die mit ihrem systemischen Ansatz den gesamten Prozess des Krankenhausaufenthaltes berücksichtigt
Besonderen Rückenwind erhält dieses Modell zusätzlich dadurch, dass Shared Decision Making als Krankenkassenleistung inzentiviert zu werden beginnt, etwa am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein oder im Bundesland Bremen. Perspektivisch zeichnet sich eine Übernahme in die Regelversorgung ab.
Diese ganztägige Fortbildung vermittelt die konzeptionellen Hintergründe des Shared Decision Making. Ein besonderer Fokus wird auf der Vermittlung praktischer Kompetenzen zur Anwendung dieses Modells liegen. Teilnehmende können im Vorfeld bei Interesse anonymisierte Videos von Patienten-Arzt-Gesprächen einschicken, für die im Rahmen des Workshops ein analysierendes Feedback gegeben wird.
Ziele
• Die ethischen Hintergründe des Konzeptes „Shared Decision Making“ beleuchten
• Sensibilisierung für die Relevanz von Kommunikation auf Augenhöhe
• Die Vermittlung von Kompetenzen zur Anwendung von „Shared Decision Making“ im Arbeitsalltag
Zielgruppe
Ärzt*innen, Pflegende, Abteilungsleitungen, Einrichtungsleitungen und alle, die sich für das Thema interessieren.
Referenten
Prof. Dr. Friedemann Geiger
Professor für Psychologische Diagnostik an der Medical School Hamburg und Leitung des Projektes “Share to Care” am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
Lars Mandelkow
Dipl. Psych., Dipl. Theol., Supervisor und Hochschullehrer an der Ansgar Høyskole in Christiansand, Norwegen, Berater und Trainer in Norwegens “Center for Shared Decision Making” in Tromsø
Kontakt
Veranstalter: BBT-Gruppe
Tagungsleitung: Peter Richter
Anmeldung: p.ruelius@bbtgruppe.de
Kosten
140,- € Kursgebühr, Arbeitsmaterialien, Verpflegung
CME-Fortbildungspunkte werden bei der Ärztekammer Westfalen-Lippe beantragt.
Für weitere Informationen zum Thema “Shared Decision Making” besuchen Sie bitte die Website des Projektes “Share to Care”: share-to-care.de